Nach langer langer Pause war ich diesen Monat mal wieder beruflich unterwegs. Und dass ich im Geburtstmonat April von Dreilettercode auch noch nach Malta geschickt wurde – dort wo die Idee zu meinem Schmucklabel entstand – war natürlich großartig. Ich lief die Buchten entlang und schaute nach gefühlt einer Ewigkeit endlich mal wieder aufs Meer. An Orten, an denen man auf einen weiten Horizont blickt, kann ich besonders gut tief durchatmen.
In meinem Kopf war allerdings auch das Verlangen, für Dreilettercode endlich mal wieder schöne Fotos zu machen, damit sämtliche Social Media Kanäle mit frischen Bildern gefüttert werden. Also hastete ich am Ufer entlang und suchte nach Motiven, bevor die Sonne untergehen würde. Dabei kam mein Bedürfnis nach Durchatmen zu kurz, was ich allerdings erst im Nachhinein festgestellt habe.
Als ich wieder zu Hause war, las ich den Newsletter von Matze Hielscher. Ich bin großer Fan von seinem Podcast „Hotel Matze“ und sein Newsletter ist so ziemlich der einzige, den ich wirklich regelmäßig und komplett durchlese. Unter den High Five, die er jede Woche teilt, war eine Buchempfehlung: „4000 Wochen – Das Leben ist zu kurz für Zeitmanagmenet“ von Oliver Burkeman. Da ich das Wochenende gearbeitet hatte, nahm ich mir unter der Woche frei, schlenderte in die Stadt und kaufte mir das Buch, denn die kurze Beschreibung traf genau in mein Gedankenkarussel, dass sich gerade bei mir abspielt: Was ist mir wirklich wichtig? Ich setzte mich in ein Café in die Frühlingssonne und las die ersten Seiten. Viel weiter bin ich bis jetzt auch noch nicht gekommen, aber schon der Anfang trifft den Nagel auf den Kopf. So schreibt Burkemann: „Je mehr man versucht, seine Zeit gezielt zu managen, um ein Gefühl der totalen Kontrolle und der Freiheit von den unvermeidlich Zwängen des Menschseins zu erreichen, desto stressiger, leerer und frustrierter wird das Leben.“ Und ein paar Seiten später: „Niemand kann im Alleingang eine Gesellschaft umstürzen, die auf grenzenlose Produktivität, Zerstreuung und Geschwindigkeit ausgerichtet ist. Aber genau hier und jetzt können wir mit der Illusion aufräumen, dass all dies jemals Befriedigung verschaffen wird.“
Ich liebe mein Label Dreilettercode; ich liebe es an der Werkbank zu sitzen und mit den Händen etwas herzustellen. Mein Herz hüpft bei jeder Bestellung und wenn ich die Rückmeldung bekomme, wieviel Freude eines meiner Schmuckstücke jemandem bringt, ist das vergleichbar mit den Schmetterlingen im Bauch von frisch verliebt sein. Ich liebe es, Menschen über besondere Erinnerungen an Orte zu interviewen; die persönlichen Geschichten bei #takeatripdownmemorylane. Es ist wie eine Schatzsuche, in alten Postkarten nach besonderen Grüßen zu suchen und ich habe solch einen Spaß mir dazu fiktive Geschichten für eine Backstory auszudenken, was ich unter „Viele Grüße“ veröffentliche. Irgendwie habe ich mir mein kleines Refugium mit meinem Label geschaffen, in dem ich all meine Leidenschaften austoben und ausprobieren kann. Aber immer öfter merke ich, dass ich einfach kein weiteres Interview auf die Reihe kriege und fühle mich schlecht deshalb. Ich bin genervt über meinen Sohn, der im Schneckentempo den Weg aus der Kita antritt, weil ich im Atelier noch eine neue Postkartengeschichte fertig machen möchte. Anstatt mit ihm gemeinsam zu entdecken, was es auf unserem Weg alles faszinierendes gibt und die Zeit mit ihm zu genießen, höre ich mich immer wieder sagen, dass er bitte weitergehen soll. Also, was ist mir wirklich wichtig? Ich habe immer noch keine Antwort auf die Frage. Aber sie poppt immer öfter auf.
In diesem Sinne, cheers auf die sieben Jahre, die es Dreilettercode nun gibt. Ich habe absolut keine Ahnung, wohin die Reise gehen wird.